Sunday, May 26, 2019

Die Schwächen der Kurz Regierung in Österreich

Ich wiederhole hier die Punkte, die ich über die Schwachstellen der inzwischen gefallenen österreichischen Regierung von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ-Ibiza) in einem früheren Beitrag auf Englisch hier, How much staying power does the current Austrian government have? 11/27/2018.

******************************************

Bis 2022 [ich schrieb im November] kann sich viel ändern, z.B. eine neue internationale Rezession, die im Hinblick auf die durchschnittliche Länge der vergangenen Konjunkturzyklen überfällig ist.

Die FPÖ wird von ihrem Burschenschafter Flügel unter der Leitung von Vizekanzler Strache dominiert. Viele dieser Menschen haben verrückte und widerliche Ideen. Und sie werden sie immer wieder ausdrücken.

Der bisher dramatischste politische Fehltritt der türkis-braun-blauen Koalition war eine höchst ungewöhnliche Razzia einer Wiener Polizeieinheit unter der Leitung eines amtlichen FPÖ-Politikers (!?!) auf der wichtigsten Bundesanstalt für innere Sicherheit, dem BVT, in dem Sie nahmen hochsensible Informationen entgegen, die auf Betreiben von Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) gemacht wurden. Die Washington Post berichtete, dass andere Länder ihre Zusammenarbeit mit dem österreichischen BVT dadurch einschränken, weil sie befürchten, dass der BVT mit dem Schutz von Quellen und Methoden nicht wie bisher vertrauenswürdig sei. Das ist etwas, was die nationale Sicherheit Österreichs bei der Verteidigung gegen Terrorismus, organisiertes Verbrechen und Spionage ernsthaft gefährden könnte. Eine parlamentarische Untersuchung läuft. Es scheint schon, dass einige hochrangige Beamte die Beweggründe für die Razzia nicht gerade geradlinig gesehen haben.

Die FPÖ hat 2016 mit Putins Partei "Einiges Russland" ein formelles Kooperationsabkommen geschlossen, das noch in Kraft ist. Darin spiegelt sich ihre ideologische Affinität zum Putinismus wider, darunter Islamophobie, ethnischer Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit und Feindseligkeit gegenüber der EU. Auch wenn die FPÖ darauf besteht, dass sie "pro-europäisch" ist. Was meiner Meinung nach zutrifft, vor allem, wenn man "europäisch" als konservative christliche weiße Menschen in Europa meint. Das finden sowohl viele österreichische Wähler als auch formelle Verbündete problematisch. In Besonders, weil ...

Die Regierung KurzStrache hat ihre diplomatische Abschiebung nach Russland und Putin geradezu peinlich in Verlegenheit gebracht. Die österreichische Öffentlichkeit ist nicht so anti-russisch wie die polnischen Wähler. Aber die meisten sind weit davon entfernt, Putin-Götzendiener zu sein.

Kurz muss sich auf Message Control verlassen, denn als Spontaneitäts-Politiker ist er so etwas wie ein steifer. Anfang des Monats [November] hatte er sich in einem Treffen mit dem Publikum im Bundesland Vorarlberg in Verlegenheit gebracht, als er wegen seiner Einwanderungspolitik herausgefordert wurde. Auf unerwartete kritische oder herausfordernde Fragen zu antworten, ist eine Fähigkeit, die die meisten Politiker in seiner Position besser gemeistert haben, als er es offenbar getan hat.

Die wichtigste Oppositionspartei SPÖ ist seit ein paar Jahren in Aufruhr, auch wegen der unerwartete Rücktritt in diesem Jahr [2018] von Parteichef Christian Kern. Dies hat ihre Fähigkeit, fokussierte Opposition zu leisten, behindert. Am vergangenen Wochenende wählte die SPÖ eine neue Parteivorsitzende, Pamela Rendi-Wagner, zur ersten Frau, die die Partei leitet. Wie gut sie ihre Rolle als Oppositionsführerin behandelt, bleibt natürlich abzuwarten. Aber sie kann auch von "New"-Branding für die SPÖ Gebrauch machen.

Die türkis-blaue Einwanderungspolitik stößt bei den Grünen und auch innerhalb der ÖVP auf teils erheblichen Rückschlag. Letzteres war es, was Kurz in Vorarlberg antrat. Doch auch FPÖ-Wähler sind nicht von jeder einwanderungsfeindlichen Maßnahme begeistert. Die wirtschaftsorientierte ÖVP bekommt von den Unternehmensführern Druck, qualifizierten Zuwanderern den Zugang zu erleichtern, qualifizierte Positionen zu besetzen, die derzeit unterbesetzt sind. Und nicht nur qualifizierte Positionen. Auch einige weniger qualifizierte Stellen haben Defizite, vor allem häusliche Pflege.

Einwanderung kann ein unbeständiges Thema sein. Doch die offizielle türkis-blaue Rhetorik gegen Einwanderer besteht darauf, dass sie "integriert", also assimiliert werden sollten. Aber ihre Politik zielt eindeutig auch darauf ab, die Integration zu erschweren. So haben sie beispielsweise eine Politik festgelegt, dass Asylsuchende in Arbeitsstellen, für die Arbeitnehmer knapp sind, ihre Lehrstellen nicht abschließen dürfen und dass bei der Bewertung von Asylanträgen keine Berücksichtigung für die Tatsache, dass jemand fertig war und eine Ausbildung absolviert hatte und sich eindeutig "integriert" habe. Selbst die Hälfte oder mehr der FPÖ-Wähler billigen diese offensichtlich fremdenfeindliche und kleinwüchsige Politik nicht.

Auch nationalistische Parolen wie "die Grenzen schließen" oder „Grenzen dicht“ magen abstrakt spannend sein. In der Praxis würde dies für Österreich einige gravierende schreckliche Verkehrsbehinderungen und einige erhebliche wirtschaftliche Störungen auch für Österreich und andere EU-Länder bedeuten. Eine große Handelsverkehrsroute führt durch das österreichische Bundesland Tirol. Das lockere Gerede der nationalen Regierung über die Schließung der Grenzen im Sommer erinnerte daran, dass es sich um einen nützlichen Slogan handelt, solange die Menschen nicht zu viel über die praktischen Folgen nachdenken müssen. Symbolische Haltung geht nur so weit.

No comments:

Post a Comment