Monday, October 14, 2019

Schäden durch die türkische Invasion in Syrien breiten sich schnell aus

Die türkische Angriff an Syrien ist eine äußerst schlechte Entwicklung mit potenziell weitreichenden Auswirkungen, von denen keines in naher Zukunft besonders gut für die einfachen Menschen in der Region sein dürfte.

Bel Trew berichtet für The Independent (Syrian regime troops enter Kurdish territory after deal aimed at pushing back Turkish offensive as US signals full withdrawal 10/14/2019; meine Übertragung aus dem Englischen):
Syrische Regierungstruppen sind zum ersten Mal seit fünf Jahren in mehrere Städte in den von Kurden gehaltenen Gebieten Nordsyriens eingedrungen, nachdem sie auf türkische Truppen im Land vorrücken, nachdem sie ein Abkommen mit den Kurden geschlossen haben, um die Offensive Ankaras zu stoppen.

Nach Angaben der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur SANA zogen Regimetruppen in die kurdisch gehaltene Stadt Tabqa in der Provinz Raqqa, wo einst die Hauptstadt des Isis-Kalifats beheimatet war.
Recht wurde viel Aufmerksamkeit auf Trumps zynische Aufgabe gegenüber den Kurden gelenkt, die noch vor einer Woche Verbündeten der USA waren.

Aber ein Teil des Risikos eines US-Engagements in Syrien war immer, dass die Gefahr militärischer Zusammenstöße zwischen den USA und ihrem NATO-Verbündeten Türkei bestand.

Der türkische Präsident Tayyip Erdoğan hat sein Land auf verschiedene Weise von der NATO abgetrennt, einschließlich des umstrittenen Kaufs russischer Waffen. (Tim Lister, Turkey bought Russian S-400 missiles designed to down NATO planes. For the US, that's a problem CNN 07/13/2019)

Susanne Güsten liefert diese Hintergrundinformationen ("Pfiler unter Stress" Internationale Politik Sept/Okt 2019), von denen der missverstandene Irak-Krieg der Cheney-Bush-Administration einen wesentlichen Teil dazu beigibt:
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion anderte sich daran wenig [in der Beziehung zwischen NATO und die Türkei]. Erst der Regierungsantritt von Erdogans Partei AKP vor 17 Jahren leitete eine grundsatzliche Neubewertung ein. Ein erster Knackpunkt waren die Plane der damaligen US-Regierung für einen Krieg gegen Saddam Hussein im Irak. Die Türkei, die vollig zu Recht eine Katastrophe für die ganze Region befürchtete, verweigerte den USA die Gefolgschaft und lehnte eine amerikanische Truppenstationierung für den Angriff ab. In diesen Jahren entwickelten sich in den USA ein wachsendes Misstrauen gegenüber der Türkei und in Ankara ein neues au£enpolitisches Selbstverstandnis, das sich radikal von der traditionellen Selbstsicht des ,,Flugzeugtragers" [die Türkei für die USA] unterschied.

Treibende Kraft der türkischen Kursanderung war Erdogans außenpolitischer Berater, der spatere Außenminister und Ministerprasident Ahmet Davutoglu. Er definierte die Türkei als eigenstandige Regionalmacht mit eigenen Interessen, die sich durchaus von denen des Westens unterscheiden konnen. Besonders in Syrien wurden die türkisch-amerikanischen Gegensatze immer scharfer. Washington unterstützt dort die Kurdenmiliz YPG und deren politische Mutterorganisation PYD, die wichtigsten Partner der USA im Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat. Die Türkei steht der YPG und der PYD feindlich gegenüber, weil sie die Syrienableger der Terrororganisation PKK sind. Für die USA war die Bekämpfung des Islamischen Staates jedoch wichtiger als die Bedrohungsszenarien der türkischen Regierung. [meine Hervorhebungen]
Natürlich wurde das geschrieben, bevor Trump grünes Licht für die aktuelle türkische Invasion und die offensichtlichen ethnischen Säuberungen gegen die Kurden gab.

Aljazeera liefert diese umgekehrte Chronologie der türkischen Invasion, Turkey's military operation in Syria: All the latest updates.

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