Tuesday, May 12, 2020

Fragwürdiges Interview über COVID-19 in "Profil" (Wien)

Was ist damit los? Profil veröffentlichte in seiner Printausgabe ein langes Interview mit Franz Allerberger, einem Arzt und Forscher bei der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), das klingt, als würde er COVID-19 als nicht besonders ansteckend abtun und in dem er die Vorstellung, dass Masken zur Begrenzung der Ausbreitung des Virus sinnvoll sind, scheinbar abtun. Aber im Interview liefert er keine wirklichen Erklärungen dafür, warum er solche Positionen radikal im Widerspruch zu dem einnimmt, was die wissenschaftliche Forschung bisher zeigt. (Kurze Zusammenfassung Online: Franz Allerberger: "Dieses Virus ist nicht so ansteckend, wie manche annehmen“ 10.05.2020)

Das erscheint mir wie nachlässiger Journalismus und vielleicht geradezu unverantwortlich. Eine nützliche Richtschnur für die Betrachtung exzentrischer Meinungen zu medizinischen und wissenschaftlichen Fragen lautet: Außerordentliche Ansprüche erfordern außergewöhnliche Beweise. Allerbergers Interview klingt eher frivol als informativ.

Journalisten mögen auch Anekdoten und Allerberger stellt sie zur Verfügung. Aber die Wissenschaft braucht Statistiken und physikalische Messungen und medizinische Tests, nicht nur Anekdoten. Dieses Interview lässt mich denken, dass Allerberger eine Art zynische Kurbel sein könnte. Und es klingt bei ihm regelrecht egal zu sein, ob ältere Menschen in Pflegeheimen sterben oder nicht.

Die Profil-Interviewerin und Allerberger minimieren auch die Letalität von COVID-19, indem sie als Prozentsatz *der Infizierten*, die schließlich sterben, darüber sprechen. Eine sinnvoller Maßnahme ist, wie viele Menschen, bei denen die Krankheit *diagnostiziert* wurde, sterben. Infiziert zu sein bedeutet *nicht*, dass eine Person Symptome hat ("Zeichen und Symptome" in medizinischer Hinsicht). D.h., man kann infiziert werde, ohne die Krankheit selbst zu entwickeln.

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